Der Versuch des ethischen Wirtschaftens

Spoiler: Ich habe nicht das allumfassende Perfekt-Rezept.

Der Kabarettist Hagen Rether bezeichnet Wirtschaftsethik in einem seiner scharfsinnigen Auftritte als Paradoxon. Und ja, wir kennen alle diese Geschichten, nein Tatsachen: Der Joghurtbecher wird in Land X produziert, geht danach in Land Y zum Befüllen, fliegt dann weiter ins Land Z, damit der Deckel angebracht werden kann und reist dann in Land A für den Vertrieb. Aus Kostengründen. Unter Ausbeutung von Mensch und Natur wird maximaler Profit angestrebt. Die Ökonomie nennt das Effizienz, der gesunde Menschenverstand eher Perversion. Vielleicht kann man nur so reden, wenn man keine eigene Firma hat, keine Waren einkaufen und kein Personal bezahlen muss? Wenn o. g. Szenario die Lösung sein soll, möchte ich das Problem zurück. :-)

Auf der Suche nach Alternativen

Zum Glück gibt es da schon eine ganze Menge. Wir können uns heute aktiv für lokal produzierte Waren, saisonale Erzeugnisse und nachhaltige Verpackungsmaterialien entscheiden. Dabei impliziert "das Können" aber auch, dass wir genauso gut die Wahl haben, nach Waren zu greifen, die nicht zu ihrem wahren Preis verkauft werden. Man stelle sich vor, auf all diesen Produkten wäre das Label "nicht fair produziert" angebracht. Klar, dieser "Zustand" muss natürlich auf einer viel höheren Ebene angegangen werden. Dennoch kann jeder selbst seinen eigenen kleinen Teil beitragen. Dazu muss zunächst etwas ganz Essenzielles geschärft werden, nämlich unser Bewusstsein für die Dinge, die wir tagtäglich kaufen. Inklusive aller Konsequenzen.

Willkommen im Postkolonialismus

Man kann sagen, dass unser jetziges westliches Leben nur so funktioniert, weil wir auf Kosten von anderen leben. Wir alle sind an Ausbeutung von Natur und Mensch beteiligt. Gleichermaßen kann man von der westlichen Zivilisation nicht erwarten, dass sie beim Einkauf Tag für Tag aufs Neue Energie und Zeit dafür aufwendet, nach moralisch unbedenklichen Produkten Ausschau zu halten. Es muss sich also eher der Frage gewidmet werden: Warum gibt es denn überhaupt so viele unfair gehandelte Produkte zu kaufen? (Gleichermaßen heißt das natürlich nicht, dass jedes Produkt ohne ausgewiesenem "Fair-trade Siegel" nicht fair gehandelt wurde.) Ja, damit wir (noch mehr) Wohlstand haben. Mittlerweile wissen wir ja alle, dass der Preis dessen zu hoch ist.
Das Wunderbare ist: Wir als Verbraucher haben mit bewussten Kaufentscheidungen einen sehr großen Einfluss darauf, welche Waren zukünftig in den Regalen unseres Lieblingsmarktes stehen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, besser: Wissen.

Die Sache mit den Marketing-Tricks und dem Greenwashing

Auf der Gummibärchen-Packung ist die Rede von viel Vitamin C, die Tütensuppe wirbt mit Immunsystemunterstützung und verfügt zudem über den Nutri-Score "B". Da müssen umgehend alle Alarmglocken läuten. Nicht nur, dass die Werbung schlichtweg nicht stimmt, lässt es auch stark an Labels wie Nutri-Score zweifeln.
Außerdem: Bio gut und schön, aber das heißt noch lange nicht, dass Produzent, Erntehelfer & Co. fair bezahlt werden oder Waren von Übersee auf direktem Weg ins Vetriebsland gelangen. Auch das ist Nachhaltigkeit. Generell erscheint der Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit eher so: Wie können wir, unter der Maxime ‚Mehr, mehr, mehr‘ und ohne unsere Gewohnheiten zu verändern, der Käuferschaft eine stimmige Story bieten, damit sie das Gefühl hat guten Gewissens zu kaufen? 

Mitten im Dilemma angekommen

Die Themen 'bio' und 'fair trade' lassen sich noch recht gut lösen, indem man Ware mit entsprechenden Labels einkauft. Nur ist auch bei purenuss in erster Linie wichtig, dass die Produkte schmecken und sich die Nüsse gut verarbeiten lassen, sodass die Konsistenz stimmt. Wenn also die Erdnüsse aus Ägypten die bessere CO2-Bilanz aufweisen, aber weniger geschmacksintensiv sind, dann entscheide ich mich aktuell für die Variante aus Übersee. Hier gilt es: Weiter probieren. So lange, bis ich eine passende Alternative gefunden habe. Wie bei jedem Projekt ist auch bei purenuss viel Versuch und Irrtum, Versuch und Irrtum, Versuch und ...Erfolg. Da es beispielsweise aktuell für Cashewkerne gar keine "Nahquelle" gibt und diese nur aus Übersee bezogen werden können, hat sich purenuss zum Gesetz gemacht, nicht unendlich zu produzieren.

"Puh, aber Bio- und Fair-trade-Produkte sind ja schon teurer..."

purenuss möchte unter dem Motto "Tread lightly. Eat kindly." ein Bewusstsein für weitgereiste Lebensmittel schaffen. Ich empfehle daher eine Verzehrmenge von maximal einem Esslöffel Nussmus pro Person und Tag.

Indem wir außerdem zu vollwertiger, qualitativ hochwertiger Nahrung greifen, die uns länger satt macht, gesund ist und wortwörtlich unser Treibstoff ist, brauchen wir weniger an Menge. Wenn man zudem das Geld, was man für Marketing-Hypes wie zum Beispiel fertige Porridge-Mischungen spart (kann man viel besser selbst machen), in Bioqualität und Fairness investiert, kommt man unterm Strich kaum teurer. Allemal ist es ein gutes Investment in euren Körper und seine Gesundheit, an der man nicht sparen sollte. Möglicherweise lässt sich damit sogar eine der sogenannten Volkskrankheiten umschiffen. Mehr zum Thema gesunde Ernährung findest du hier.